Bükkábrány liegt in einer Vorratskammer. Vereinfacht bedeutet das, dass es in jeder Zeit möglich und sogar gut war, hier zu leben: Am Zusammentreffen der Berge und der Ebene, ist entlang der Wasserläufe alles für eine Ansiedlung vorhanden. Das aus den unterschiedlichen Zeiten stammenden Fundstücke sind auch qualitativ bemerkenswert . Und sie veranschaulichen nicht nur die Vergangenheit der Umgebung von Bükkábrány, sondern fügen jeweils ein wichtiges Stück zu dem Mosaikbild der Geschichte des gesamten Karpatenbeckens oder sogar von ganz Europa hinzu. Hier lüften wir das Geheimnis solcher wichtigen Mosaiken.
Die geheimen 12: 1. Urbäume im Lignit – 2. Rinder-Protome – 3. Wagentopf aus Baden – 4. Gefäße mit Kartenabbildungen – 5. Bronzedepot – 6. Vogelschnabel-Eber – 7. Der erste Euro – 8. Lunula, Schließen und Spangen der Sarmaten – 9. Graben von Csörsz – 10. Olaszegyháza – 11. Die Schlacht von Mezőkeresztes – 12. Verborgene Karte
1. Urbäume im Lignit
Die Fotos über die im Minenschacht stehenden, riesigen, 7 Millionen Jahre alten Sumpfzypressen wurden in der ganzen Welt bekannt. Die 16 Bäume wurden 2007 in einer Tiefe von etwa 60 Metern entdeckt. Der Anblick der auch in ihrer Unvollständigkeit gewaltigen, 4-6 Meter hohen Baumstämme mit einem Durchmesser von 1,5 - 3 Metern war nicht nur ungewöhnlich, sondern wortwörtlich unglaublich.
Die Fachleute haben die im Lignit-Bergwerk von Bükkábrány entdeckten Sumpfzypressenstämme nicht zufällig „einen der schönsten Funde der Geschichte der ungarischen geologischen und paläobotanischen Forschungen" genannt.
„Schön" auch in dem Sinne, dass man Bäume von diesem Alter am ursprünglichen Platz, in ihrer ursprünglichen Form zuvor noch nie fand. Und was am wichtigsten ist: in ihrem ursprünglichen Material. Sie sind nämlich nicht verkohlt, nicht verkieselt, ihre Zellstruktur wurde kaum zerstört, sie blieben als organischer Stoff erhalten. Ihre Konservierung war eine besondere Herausforderung für die Forscher, die jetzt von den Jahresringen der im Alter von 300-400 Jahren abgestorbenen Bäume auf das Klima der Zeit des oberen Miozän folgern können und deren Anordnung und Wurzelstruktur sehr viele neue Informationen trägt.
Was geschah mit dem Holz der am Ufer des Pannonischen Meeres stehenden riesigen Sumpfzypressen- und Mammutbaum-Wälder? Daraus entstanden mehrere Millionen Tonnen Lignit am Fuße des Mátra- und Bükk-Gebirges. ▲
2. Rinder-Protome
Zu den Hinterlassenschaften des Neolithikums gehören Pflanzenbau, Viehzucht und Keramikherstellung zusammen mit der Siedlungsweise. Diese Veränderungen begannen im Karpatenbecken aus Richtung Anatolien und Balkan im 5.-6. Jahrtausend v. u. Z. Doch die für den Pflanzenbau genutzten wilden Arten und die Vorgänger der domestizierten Tiere waren im Karpatenbecken nicht heimisch. So haben die Einwanderer die uralten Weizensorten Einkorn und Dinkel sowie die als Vorfahren des heutigen Schafs und der Ziege dienenden Schafsziegen sicherlich mit sich gebracht.
Im Karpatenbecken war jedoch der Auerochse heimisch. Die hier lebenden Gemeinschaften wurden durch ihre Anpassungsfähigkeit im mittleren Neolithikum domestiziert. Von dieser Zeit an gehört das Rind zu den Haustieren.
Das Relief, das die Seite des ausgestellten neolithischen Topfes ziert, stellt ein Rind dar. ▲
3. Wagentopf aus Baden
In der späten Kupferzeit, d. h. in der Mitte des 4. Jahrtausends v.u.Z., traten das Rad und der Wagen gleichzeitig in Mesopotamien, im Karpatenbecken und in den nördlichen Bereichen Europas in Erscheinung. Die Erfindung des Wagens revolutionierte den Verkehr, beschleunigte den Informationstausch, förderte die Fernbeziehungen. Das für das Ziehen des Wagens eingesetzte Rind - das in dieser Zeit vermutlich den größten Wert hatte - wird nicht nur wegen seines Fleisches, seiner Milch und als Zugtier gezüchtet, während man andere Tierarten wegen ihrer Wolle hielt. Die damit entstehenden Neuerungen der Ernährung und des Handwerks. Brachten in allen Bereichen des täglichen Lebens - Bekleidung, Keramik - neue Lebensgewohnheiten mit sich.
Wagenmodelle aus der Kupferzeit sind im Karpatenbecken nur in geringer Anzahl bekannt. Das Ausstellungsobjekt wird von der Forschung als abstrakte Darstellung des Wagens interpretiert. Der obere Teil mit der eingekratzten Zickzacklinie ist der Wagenkasten, der durchbrochene Fußteil zeigt symbolhaft Räder und Achse. ▲
4. Gefäße mit Kartenabbildungen
In der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v.u.Z. entstanden Siedlungen mit regelmäßigem Grundriss, als hätte man sie am Reißbrett geplant. Die Ordnung ergab sich aus den konzentrischen Kreisen. Die Menschen legten das Zentrum der Siedlung, ihre Wohnhäuser und die für andere Tätigkeiten genutzten Bereiche in konzentrischer Kreisform an, diese wurden voneinander mit Gruben abgetrennt.
Dieses aus konzentrischen Kreisen bestehende Motiv erscheint auf Keramiktöpfen und sogar auf Metallgegenständen. Es spiegelt sich in jeder Schicht des ehemaligen Lebens wider, es ist demnach nicht nur eine Verzierung. Wenn die Bedeutung entschlüsselt werden könnte, könnte man der Denkweise der damals lebenden Menschen näherkommen, das Denken rekonstruieren.
Die auf der Unterseite des hier ausgestellten Topfes sichtbaren Elemente sind das genaue Abbild des Aufbaus einer Siedlung und ihre Anordnung symbolisiert die Lage der Objekte zueinander. ▲
5. Bronzedepot
Mittels eines Metalldetektors wurde 2014 ein Schatz aus der späten Bronzezeit gefunden. Die Bronzegegenstände befanden sich in einem auf die Seite gefallenen, zerbrochenen Tongefäß, das in einer kleinen Grube vergraben war. Das zerbrochene Gefäß und die einfache Ausführung der wenigen Gegenstände lassen vermuten, dass es sich nicht um Kriegsbeute oder eine Opfergabe für Götter handelte, sondern um einen persönlichen Schatz, der nur für einen Menschen Wert hatte.
Das Interessante am Fundstück ist, dass in dessen Nähe kein archäologisches Phänomen des gleichen Alters, aus der späten Bronzezeit zum Vorschein kam. 2015-16 erreichten die Freilegungen die durch den Csincse-Bach führende Furt, die Teil eines jahrhundertelang, sogar jahrtausendelang begangenen Weges war. Höchstwahrscheinlich wurde der Bronzeschatz an diesem Weg in der Erde vergraben.
Der Schatz bestand aus den folgenden Gegenständen: zwei Muffen-Äxte, Bruchteile von Sägen, Bruchstücke von Kleidernadeln und Ahlen, eine unversehrte Kleidernadel, ein großer, unversehrter Ring, Ringfragmente, zwei kleine, eingeschmolzene Bronzeklumpen. ▲
6. Vogelschnabel-Eber
Die Skythen sind der erste archäologisch erforschte Volksstamm im Karpatenbecken, der mit einem Namen benannt wurde. Der Name Skythen geht auf Herodot zurück, obwohl wir wissen, dass dies eine mehrere Ethnien, Stämme zusammenfassende Bezeichnung ist.
Die Skythen sind von dem nördlichen Küstengebiet des Schwarzen Meers in das Karpatenbecken gewandert. Ein Gegenstand ihrer ebenfalls am Schwarzen Meer lebenden Nachbarn, der Sarmaten, ein Geweihamulett, das einen Wolf und einen Eber darstellt, gelangte auch in die in Bükkábrány freigelegte, skythische Siedlung, es zeigt, dass die hier lebenden Menschen eine aktive Beziehung mit der Urheimat aufrechterhielten. Ebenbilder des Amuletts wurden in der Region der Unteren Wolga in den Hügelgräbern der Sarmaten gefunden, sie stammen schätzungsweise aus dem 5.-6. Jhdt. v.u.Z.
Das verzierte Hirschgeweih stellt zwei Tierköpfe dar. Auf der linken Seite ist ein Raubtier, ein Wolf, auf der rechten Seite das Bild eines Ebers zu sehen, das in einer schnabelartigen Nase endet. ▲
7. Der erste Euro
ie Kelten standen oft im Sold anderer Völker, sie dienten unter anderem im Heer Philipp II., König von Makedonien. So kamen sie auch mit Geld in Berührung. Die „Weltwährung" dieser Zeit (die Welt bedeutete damals eher Europa) war der Philippus - die 4-Drachmen-Münze des Königs Philipp. Infolge der Ausbreitung der Römer herrschte im Karpatenbecken Geldmangel, deswegen erschienen die Replika der Kelten. Der Beginn des Münzschlagens wird ab 88 v.u.Z. angenommen.
Auf der Vorderseite der ursprünglichen Münzen ist der Kopf des Zeus, auf der Rückseite der olympische Reiter zu sehen. Die Abbilder haben sich durch die Nachbildungen stark verändert. Die Figuren des Pferdes und des Reiters trennten sich voneinander, in vielen Fällen hatte der Pferdekörper die Gestalt einer gebogenen Linie. Auf der Vorderseite ist statt der sich mit der Zeit verwischenden Kopfdarstellung oft nur eine Wölbung zu sehen. Die Größe der Münzplatte verkleinerte sich, so dass das Motiv auf dem Prägestempel oft nur teilweise auf die Münze passte. Die Änderung der Abbilder der Münzen kann mit beabsichtigter Stilisierung oder mit dem Verschleiß der Prägestempel erklärt werden. ▲
8. Lunula, Schließen und Spangen der Sarmaten
Über die Tracht der Sarmaten liefern die Grabstätten die genauesten Angaben. In Bükkábrány wurden - in fünf getrennten Friedhöfen - 263(!) Gräber freigelegt. Daraus wissen wir: Die Tracht der Sarmatinnen war verziert, bestand meistens aus Kleiderstücken, die mit zahlreichen Perlen bestickt wurden.
Perlen können am Hals und am Handrücken vorkommen, diese konnten aufgereiht zu einer Kette oder aufgenäht zu dem Kleid gehören. An der Taille sind einige zu finden, in diesem Fall dienten diese als Verzierung des Gürtels, aber die Perlen kamen in der größten Anzahl um die Knöchel vor. Wenn Perlenschnur zusammenhängend ist, dann haben sie rockartige Kleider getragen. Wenn sich die Perlen um die beiden Beine voneinander ersichtlich trennten, kann man sich eine hosenartige Tracht vorstellen.
Bei den Schmuckstücken der Frauen kann man Ohrringe, Armbänder, Anhänger bzw. verzierte Heftnadeln, d. h. Spangen oder Schließen unterscheiden.
Aufgrund der Grabstätten von Männern trugen die damals hier lebenden Menschen nach römischem Muster kurze Kittel oder zweiteilige Mäntel. Sie trugen auch Schmuckstücke: in den meisten Fällen kommen Armbänder, Halsbänder bzw. Schnallen als Teil von Gürteln und in seltenen Fällen als Zubehör von Schuhen vor. ▲
9. Graben von Csörsz
Es ist nicht nur die Große Chinesische Mauer, die als einzige Befestigung auch aus dem Weltraum gut zu erkennen ist. Vom Donauknie bis Mezőkövesd, von dort durch Bükkábrány östlich, dann bei Ároktő südwärts zieht sich bis zur unteren Donau ein mehr als 1200 km langes, geheimnisvolles Grabensystem hin.
Die Zeit der Konstruktion des Schanzensystems können wir nicht genau festlegen. Es ist am wahrscheinlichsten, dass es während des 4. Jhdt. - vermutlich zwischen 322 und 332 - unter der Planung und Leitung römischer Festungsbaumeister zum Schutz gegen die Sarmaten in der Großen Ungarischen Tiefebene geschaffen wurde. Es ist durchaus möglich, dass das Grabensystem die Grenzlinie des Reichs der Awaren war.
Der Name „Csörsz-Graben" stammt aus der Sagenwelt. In den vielerlei Versionen der Sagen ist der wesentliche Inhalt gleich: Der König (Ritter) Csörsz muss seine Braut mit dem Schiff holen, deshalb lässt er einen riesigen Graben ausheben - doch das Unternehmen war schließlich nicht von Erfolg gekrönt.
Beim Bau des Schanzensystems wurde ein tiefer und breiter Graben ausgebaut, die ausgehobene Erde wurde auf der Innenseite angehäuft. Das Bauwerk wurde vermutlich mit angespitzten Pfählen, Pflöcken ergänzt. Ein Teil der Csörsz-Grabenschanze ist zugleich die Grenze der heutigen Siedlungen Vatta und Bükkábrány. ▲
10. Olaszegyháza
Olaszegyháza ist eine Siedlung der Arpadenzeit mit der größten erschlossenen Fläche in Nordungarn. Bei den Ausgrabungen wurden auch hier nur - im Vergleich mit den in dieser Region bekannten Gebäuden der Neusteinzeit und Bronzezeit als Rückschritt geltende - in die Erde vertiefte Grubenbehausungen wie in anderen Siedlungen der gleichen Zeit gefunden. Wie auf der Animation zu sehen ist, ist es keine komplizierte Angelegenheit, ein solches Haus zu bauen.
In Olaszegyháza wurde ein Gebäude erschlossen, dessen Baugrube fast quadratisch mit einer Grundfläche von 4x4,2 Meter war. Der Eingang der in einer Tiefe von 1,1 Metern ausgegrabenen Behausung öffnete sich von Süden. Die Seitenwand wurde mit horizontal, sorgfältig aufeinander gelegten Balken gebaut. Als das Haus abbrannte, verkohlten die Wandreste langsam und dieses langsame Brennen konservierte das Holz 800 Jahre lang.
Der Boden war mit einer starken Holzkohleschicht bedeckt, darin wurde eine unversehrte Handmühle sowie 19 Werkzeuge gefunden, die meistens landwirtschaftlich genutzt wurden. Obwohl ungewöhnlich viele Eisengegenstände und Keramiktöpfe in dem Gebäude freigelegt wurden, es gab jedoch keine Spur von Heizvorrichtungen. Kann es sein, dass das keine Behausung, sondern ein Lager war? ▲
11. Die Schlacht von Mezőkeresztes
Die zwei Ufer des bei Bükkábrány aus dem Bergland in die Große Ungarische Tiefebene fließenden Csincse-Bachs gehörten zu den wichtigsten Schauplätzen des Kriegs zwischen Ungarn und Türken im 16. Jhdt. Nach der vernichtenden Niederlage bei Mohács (1526) wagte das habsburgisch-ungarische Heer 70 Jahre lang nicht, dem türkischen Sultan in einer offenen Schlacht gegenüberzustehen. Im Oktober 1596 stießen die von Erzherzog Maximilian geführten vereinten christlichen Heere jedoch mit den von dem Sultan Mehmed III. geführten türkischen Truppen zusammen.
Am ersten Tag sah es so aus, dass die die Feuerwaffen ausgezeichnet einsetzenden Christen die Schlacht gewinnen würden. Doch sie überschätzten sich wohl und begannen einen Beutezug, darauf ordneten die Türken ihre Reihen und überfielen die Marodeure. 15 000 Menschen wurden massakriert.
Entlang der Ufer des Csincse- Bachs findet man die Spuren der Schlacht: aus Stein gehauene türkische Kanonenkugeln, aus Blei gegossene Musketenkugeln.
Die Bleikugeln verformten sich anders, wenn sie Panzer erreichen oder sich in den schutzlosen menschlichen Körper bohrten oder das Ziel verfehlend nur als Blindgänger in den Boden einschlugen. Mit der Zeichnung der Lage der während der Erforschung des Schlachtfeldes gefundenen Geschosse, Kanonenkugeln können die Manöver der ehemals gegenüberstehenden Parteien auf der Karte rekonstruiert werden. ▲
12. Verborgene Karte
Wir wissen, wo das mittelalterliche Dorf Olaszegyháza lag. Doch wissen wir, wo das mittelalterliche Dorf Ábrány lag?
Das heutige Dorf Bükkábrány geht auf zwei mittelalterliche Dörfer zurück: Felső-Ábrány und Alsó-Ábrány. Die Grenze des Dorfs Alsó-Ábrány bildet hauptsächlich das Gebiet des heutigen Lignit-Bergwerks. Die Ortsgrenze wurde teilweise zerstört, aber die Stelle, an dem die Kirche stand, ist noch immer bekannt. Es gibt darüber eine geheimnisvolle Karte. Sie wird im königlichen Archiv in Stockholm aufbewahrt.
Die Karte wurde 1596 von dem Ort der Schlacht von Mezőkeresztes gezeichnet. Während der Schlacht waren die wichtigsten Orientierungspunkte die Kirchen der benachbarten Siedlungen. Deshalb wurden die Kirchen von Mezőkeresztes und die Kirche von Alsó-Ábrány in der Karte ebenfalls gekennzeichnet. Wenn wir diese alte Karte in die heutige Welt einfügen, erfahren wir, dass die Kirche von Alsó-Ábrány in der Mitte des Friedhofs auf dem heutigen Kalvarienberg stand. ▲